Durch den Rückgang der Gletscher entstehen in vom Eis freigegebenen Mulden neue Seen. Diese Seen können während der Entstehung eine Gefahr darstellen. Später können grosse Seen interessant für die Stromproduktion sein. Die neuen Seen können die fehlenden Gletscher optisch nicht ersetzen, werten aber die verbleibende Landschaft sicher auf.
Seit ca. 2007 entsteht vor dem Rhonegletscher ein See. Foto vom Juli 2016.
Ein Team bestehend aus Wissenschaftler/-innen der ETH Zürich, dem WSL und der Uni Freiburg hat in einer Forschungsarbeit ermittelt, wo die Bildung von neuen Seen in den Schweizer Alpen zu erwarten ist. Mit Hilfe der mit Radar gemessenen Eismächtigkeit und einem Geländemodell wurden in einer sicher nicht trivialen Simulation Position, Volumen, grösste Tiefe, mittlere Tiefe, die Konturen, Zeitpunkt der Entstehung und vieles mehr ermittelt. Gemäss dieser Arbeit darf/muss in den kommenden Jahrzehnten mit der Entstehung von rund 600 Gletscherseen gerechnet werden.
Die
Ergebnisse dieser Arbeit wurden im
März 2022 in einer
wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht. Die Daten liegen in einem Format vor, welches nur mit einem GIS (= Geografisches Informationssystem) geöffnet und betrachtet werden können. Das ist schade, da nicht alle interessierten Menschen direkten Zugriff auf ein GIS haben dürften.
Deshalb versuchen wir von GletscherVergleiche.ch, die Ergebnisse der Forschungsarbeit mit einfachen Mitteln einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ein kleines, selbst entwickeltes Programm rechnet die Koordinaten um und bringt die Daten in eine Form, in welcher sie z.B. auf den Schweizer Landeskarten (map.admin.ch) angezeigt werden können.
In einem ersten Schritt können die Position und die Umrisse der zukünftigen Gletscherseen auf map.admin.ch (= Offizielle Landeskarten der Schweiz) betrachtet werden. Pro See wird auf der Karte ein Punkt, resp. ein Umriss angezeigt:
- Rote Punkte/Umrisse (683 Stk.): See mit Fläche >= 5000m2 und maximaler Tiefe >= 5m.
- Grüne Punkte/Umrisse (1322 Stk.): Alle anderen Seen mit maximaler Tiefe >= 1m.
Nach einem Klick auf einen dieser Punkte werden in einem kleinen Fenster folgende Daten angezeigt:
- ID: Eindeutiger Bezeichner des Sees.
- aera: Fläche des Sees in Quadratmeter oder Quadratkilometer
- volume: Volumen des Sees in Kubikmeter oder Millionen Kubikmeter
- max_depth: Maximale Tiefe des Sees in Meter
- avg_depth: Mittlere Tiefe des Sees in Meter
Diese Karte kann auch direkt für die Gletscher aufgerufen werden, welche wir dokumentieren. Der Link befindet sich weit unten auf den betreffenden Seiten. Das im Kapitel
Weitere Informationen.
Beispiel:
Rhonegletscher
Der Link wird auch angezeigt, wenn beim betreffenden Gletscher gemäss Simulation keine neuen Seen entstehen sollten.
Gletschersee in den Walliser Alpen, welcher seit ca. 1995 entstanden ist. Foto vom September 2015.
Zu den kleineren Seen (u.a. grüne Punkte/Umrisse in Karte) schreiben die Autoren der Studie:
Kleinere Seen werden als nicht interpretierbar angesehen, da die Topographie des darunter liegenden Gletschergrundes mit Unsicherheiten behaftet ist.
Die kleineren Seen (= grüne Punkte) werden in der Karte angezeigt, weil wir im Feld ein paar dieser kleinen, neu entstandenen Seen angetroffen haben.
Die Enstehung zukünftiger Gletscherseen beobachten und dokumentieren wir an folgenden Gletschern:
Unterstützung erhielten wir wie folgt:
- Das Forscherteam hat uns das OK für die Nutzung der Daten erteilt.
- Der Helpdesk Geoportal des Bundes (geo.amdin.ch) hat uns gezeigt, wie map.admin.ch aufgerufen werden muss, damit die aufbereiteten Daten direkt angezeigt werden.
Herzlichen Dank für die Unterstützung!