Am 17.6.2023 machten wir am Gamchigletscher u.a. folgend Beobachtung:
Allgemeine Situation
Vom einst stolzen Gamchigletscher ist leider nicht mehr viel übrig geblieben. Die Entwicklung geht in die Richtung, wie in
Gamchigletscher: Wie weiter? beschrieben.
Entsprechend behandeln die nachfolgenden Kapitel auch Themen aus dem Bereich der Geomorphologie (Landverformung, u.a. Erosion).
Gletscher
Südlicher Teil des Gamchigletschers. Stand 17.6.2023
Rechts sind die Eis- und Lawinenkegel am Fuss der Ostwand des Morgenhorns (3620m ü.M.), oben links ist die Gamchilücke (2836m ü.M.) zu sehen. Im linken Teil liegt ist nur noch ca. die obere Hälfte vom Gletschereis bedeckt. Der Kontakt zum mittleren Teil ging im letzten Jahr verloren.
Mittlerer Teil des Gamchigletschers. Stand 17.6.2023
Im mittleren Teil prägen die mächtigen Eis- und Lawinenkegel am Fuss der Morgenhorn-Ostwand das Bild. Unter dem davor liegenden Schnee und Schutt dürfte sich noch Gletschereis befinden. Allerdings viel weniger als noch vor ein paar Jahren.
Nördlicher Teil des Gamchigletschers. Stand 17.6.2023
Im nördlichen Teil hat sich der Gletscher bis auf eine Höhe von ca. 2350m ü.M. zurückgezogen. In der Ebene liegen nur noch Reste von Lawinen und wenig Toteis.
Hängegletscher Morgenhorn. Stand 17.6.2023
Vom Hängegletscher am Morgenhorn brechen immer wieder Stücke ab, welche dann unter viel Lärm in die Tiefe stürzen. Die Eismassen grösserer Abbrüche können die westliche Ebene erreichen. Siehe Foto im Kapitel 'Lawinenkegel'.
Abbruch Blüemlisalpsattel. Stand 17.6.2023
Aus Richtung Blüemlisalpsattel (3118m ü.M.) können auch immer wieder Eisabbrüche beobachtet werden. Diese treten wahrscheinlich häufiger auf als die Abbrüche des Hängegletschers, erreichen aber nur selten grössere Ausmasse.
Lawinenkegel
Lawinenkegel im westlichen Teil. Stand 17.6.2023
Wie praktisch jeden Winter sind auch im Winter 2022/2023 ein paar grössere Lawinen abgegangen, welche die Ebene im westlichen Teil erreichten. Diese sind kleiner ausgefallen als in den vergangenen Jahren. Die Reste dürften bis Ende Saison geschmolzen sein.
Das frische, weisse Gemisch aus Schnee und Eis stammt von einem Eisabbruch vom Hängegletscher, welche ein paar Tage vor dem 17.6.2023 stattgefunden hat.
Kegel eines Eisabbruchs im westlichen Teil. Stand 17.6.2023
Ablagerung eines Eisabbruchs vom Hängegletscher, welcher ein paar Tage vor dem 17.6.2023 stattgefunden hat.
Erosionsgräben beim ehemaligen Gletschersee
Die Entstehung dieser Erosionsgräben wird
hier beschrieben.
Erosionsgraben im Bereich des ehemaligen Eisriegels. Stand 17.6.2023
Mittlerweile ist praktisch alles Eis des Riegels geschmolzen und hat einem beachtlichen Erosionsgraben Platz gemacht.
Blick in den Erosionsgraben im ehemaligen Gletschersee aus Südwesten. Stand 17.6.2023
Dieser Erosionsgraben mündet links in den oben abgebildeten Erosionsgraben.
Blick in den Erosionsgraben im ehemaligen Gletschersee aus Süden. Stand 17.6.2023
Blick in den Erosionsgraben im ehemaligen Gletschersee aus Osten. Stand 17.6.2023
Östlicher Erosionsgraben im westlichen Teil
Blick in den östlichen Erosiongraben des westlichen Teils aus Süden. Stand 17.6.2023
Blick in den östlichen Erosiongraben des westlichen Teils aus Norden. Stand 17.6.2023
Westlicher Erosionsgraben im westlichen Teil
Blick auf den Eingang des westlichen Erosiongrabens aus Süden. Stand 17.6.2023
Erosion im und am Gletscherbach
Gletscherbach mit zwei Armen auf unterschiedlichem Niveau. Stand 17.6.2023
Der Gletscherbach hat sich einmal mehr einen neuen Weg gesucht. Dieses Mal hat er sich auf einer Länge von ca. 100m in zwei Arme aufgeteilt. Der in Fliess- und Blickrichtung rechts verlaufende Arm verläuft dabei ein Stück weit auf einem wesentlich tieferen Niveau als der linke Arm. So ausgeprägt haben wir das noch nie gesehen.
Abgerutschtes Moränenmaterial. Stand 17.6.2023
Die Erosion des Bachs und das Wasser der Schneeschmelze zeigen ihre Wirkung. Die Schneeschmelze hat das Moränenmaterial in den obern Schichten durchtränkt und 'pappig' gemacht. Der Bach sorgte bereits vorher dafür, dass die Böschung immer steiler wurde. Resultat: Ein Teil des durchtränkten Moränenmaterials rutschte ab.
Abgerutschtes Moränenmaterial aus der Nähe. Stand 17.6.2023
Am Übergang vom festen zum abgerutschtes Moränenmaterial hat sich eine Art Spalte gebildet. Stand 17.6.2023
Der Gletscherbach setzt seine Arbeit unterhalb des abgerutschten Moränenmaterials fort. Stand 17.6.2023
Toteis unter Bergweg
Toteis unter dem Bergweg. Stand 17.6.2023
Der Bergweg von der Bundalp zur Gspaltenhornhütte führt nach wie vor über ein ca. 50m langes und mit viel Schutt bedecktes Stück Toteis. In diesem Bereich ändert sich die Routenführung des Bergwegs ca. alle paar Monate.
Das verbliebene Toteis dürfte in wenigen Jahren ganz geschmolzen sein.
Abgerutschter Felsblock
Abgerutschter Felsblock. Stand 17.6.2023
Der grosse Felsblock stand vor ein paar Jahren noch in sicherer Distanz zum Rand des Moränenmaterials. Das Wechselspiel aus Schneeschmelze und Erosion durch den Bach führten auch dazu, dass sich der Rand des Moränenmaterials immer mehr Richtung Felsblock verschob. Schliesslich rutschte der Felsblock ab.
Publiziert:
22.07.2023