Am 7. September 2024 machten wir am Gamchigletscher u.a. folgend Beobachtung:
Gletscher
Südlicher Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Rechts sind die Eis- und Lawinenkegel am Fuss der Ostwand des Morgenhorns (3620m ü.M.), oben links befindet sich die Gamchilücke (2836m ü.M.).
Gelber Punkt: Es handelt sich um helle Felsen und nicht um Gletschereis.
Mittlerer Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Am 7. September 2024 präsentierten sich die Eis- und Lawinenkegel am Fuss der Morgenhorn-Ostwand mit viel Schutt bedeckt und z.T. zerklüfteter Oberfläche.
Mittlerer Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Am Fuss des oben erwähnten Eis- und Lawinenkegels hat sich ein flacher proglazialer See (1) gebildet und min. zwei Erosionsgräben (2) sind entstanden.
Proglazialer See vor dem mittleren Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Beim Übergang vom mit Schutt bedeckten Gletschereis zum Vorfeld (Bei 1 auf obenstehendem Foto) hat sich ein flacher Gletschersee gebildet.
Erosionsgräben vor dem mittleren Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Vermutlich während einem Starkregen-Ereignis sind in der Nacht vom 1./2. August mehrere Erosionsgräben entstanden. Zwei davon bei der 2 auf dem Foto zwei Positionen weiter oben. Ein weiterer im Bereich des ehemaligen Gletschersees (Siehe Abschnitt weiter unten).
Nördlicher Teil des Gamchigletschers. Foto vom 7. September 2024.
Im nördlichen Teil hat sich der Gletscher bis auf eine Höhe von ca. 2350m ü.M. zurückgezogen. In der Ebene liegen nur noch Reste von Lawinen und wenig Toteis.
Hängegletscher Morgenhorn aus der Region Steineberg (Kiental). Foto vom 7. September 2024.
Vom Hängegletscher am Morgenhorn stürzten am 7. September einmal kleinere Eisbrocken in die Tiefe.
Abbruch Blüemlisalpsattel. Foto vom 7. September 2024.
Aus Richtung Blüemlisalpsattel (3118m ü.M.) registrierten wir am 7. September 2024 einen kleineren Eisabbruch.
Lawinenkegel
Lawinenkegel im westlichen Teil. Foto vom 7. September 2024.
Seit dem 18. Juli 2024 ist viel Lawinenschnee geschmolzen. Zurück geblieben sind mit viel Schutt bedeckte Reste.
Lawinenkegel im westlichen Teil. Foto vom 7. September 2024.
Bereits am 18. Juli 2024 ist uns aufgefallen, dass in diesem Jahr die Konturen der Ablagerungen der Lawinen auch nach dem Abschmelzen des Schnees noch gut sichtbar sind. Die gelben Punkte zeichnen die Umrisse der Lawine nach. Die hellen Bereiche innerhalb des Umrisses wurden vermutlich seit der Ablagerung des Gerölls/Schutts von Wasser bearbeitet.
Kleines Detail: Auf dem Foto ist rechts unten eine Weide zu sehen, welche sich in dieser kargen Umgebung und trotz Erosion etablieren konnte.
Lawinenkegel im westlichen Teil. Foto vom 7. September 2024.
Die dunkleren Bereiche sind mit unzähligen kleinen und mittelgrossen Gesteinsstücken bedeckt. Die Dicke der Schicht beträgt ein paar cm. Die Gesteinsstücke sind scharfkantig. Die Schuhspitze dient als Grössenvergleich. Wir finden speziell, dass die Gesteinsstücke so regelmässig verteilt wurden. Wie das möglich war, können wir uns noch nicht erklären.
Vermutung eines Profis: Im Frühling ereignete sich ein Felssturz, der sich auf Lawinenschnee abgelagert hat. Nach dem Schmelzen des Schnees sind diese gleichmässigen, dunkleren Steinablagerungen entstanden.
Erosionsgräben beim ehemaligen Gletschersee
Die Entstehung der Erosionsgräben nordwestlich des ehemaligen Gletschersees wird
hier beschrieben.
Vermutlich in der Nacht vom 1./2. August 2024 hat sich während einem Starkregen-Ereignis südlich vom ehemaligen Gletschersee ein gut 300m langer Erosionsgraben gebildet, welcher in den bisherigen Erosionsgraben mündet. Der Abfluss des Wassers erfolgt neu über diesen Erosionsgraben direkt Richtung der grossen Schlucht und nicht mehr wie bisher Richtung des östlichen Tälchens. Im östlichen Tälchen floss am 7. September 2024 bei den beiden schmalen Holzbrücken so gut wie kein Wasser mehr.
Der neu entstandene Erosionsgraben im Überblick. Flussrichtung des Wassers: Von links nach rechts. Foto vom 7. September 2024.
Legende:
1) Gelber Punkt: Hier beginnt der neue Erosionsgraben.
2) Oranger Punkt: Hier mündet der neue Erosionsgraben in den seit 2022 bestehenden Erosionsgraben ein.
3) Roter Punkt: Der seit 2022 bestehende Erosionsgraben wurde durch das Ereignis vertieft und ausgeweitet.
A-E) Aufnahmeorte der untenstehenden Fotos. Alle Fotos wurden in Flussrichtung des Wasser erstellt.
Distanz zwischen gelbem und orangem Punkt: Ca. 330m (Quelle: GPS-Messung).
Position A
Beginn des neuen Erosionsgrabens. Foto vom 7. September 2024.
Am 18 Juli 2024 war von diesem Graben noch nichts zu sehen.
Position B
Mittlerer Teil des neuen Erosionsgrabens. Foto vom 7. September 2024.
Die Seitenwände sind in diesem Bereich praktisch senkrecht, an einer Stelle zusätzlich unterspült. An der rechten Seitenwand ist die Schichtung der Ablagerungen zu erkennen.
Tiefe: 4 - 5m (Schätzung).
Position C
Übergang vom neuen in den bestehenden Erosionsgraben. Foto vom 7. September 2024.
Bis am 18. Juli 2024 stand hier der Felsblock, von welchem aus die Panoramafotos von Standort 15 entstanden. Der Felsblock ist in den Erosionsgraben gestürzt.
Tiefe: 7 - 9m (Schätzung).
Position D
Unterer Teil des seit 2022 bestehenden Erosionsgrabens. Foto vom 7. September 2024.
In diesem Bereich wurde der Erosionsgraben vertieft und ausgeweitet. Die Aufnahme entstand von Standort 22 aus. Wir gehen davon aus, dass Standort 22 demnächst abrutschen wird.
Tiefe Standort bis Grund des Erosionsgrabens: ca. 15m (Schätzung).
Position E
Blick in den Erosionsgraben beim ehemaligen Gletschersee aus Osten. Foto vom 7. September 2024.
Der senkrechte Teil der Seitenwände zeigt ungefähr, um wieviel der Erosionsgraben vertieft wurde.
Schichtung der Ablagerungen. Foto vom 7. September 2024.
Felsblock Standort 15
Felsblock von Standort 15. Foto vom 18. Juli 2024.
Vom grossen Felsblock aus entstanden jeweils die Panoramafotos, welche als Basis des Vorher-/Nachher-Fotovergleichs von
Standort 15 dienen.
Dort wo der Felsblock stand, befindet sich nun der neue Erosionsgraben. Am 18. Juli floss das Wasser rechts am Felsblock vorbei Richtung östliches Tälchen. Der grössere Arm des Bachs verlief weiter rechts.
Begrüntes nördliches Gletschervorfeld
Begrüntes nördliches Gletschervorfeld. Foto vom 7. September 2024.
Im nördlichen Teil des Gletschervorfeldes konnten sich trotz der kargen Umgebung verschiedene Pflanzen etablieren. Neben diversen Blumen auch verschiedene Weiden-Arten. Den Pflanzen sind Insekten und Spinnen gefolgt.
Meteo
Wetter: Sehr schönes und angenehmes Wetter. Am Nachmittag ein paar harmlose Quellwolken.
Temperatur: 20° im Bereich des Lawinenkegels um 12 Uhr.
Nullgradgrenze: 4100m ü.M., in der Vorwoche zwischen 3700 und 4200m ü.M., im Durchschnitt bei 3930m ü.M.
Publiziert / Aktualisiert:
20.09.2024 /
21.09.2024