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Von: Simon Oberli, Fotograf
   
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09.08.2019: Beobachtungen Gruebengletscher (Berner Alpen)

Am 9.8.2019 machten wir am Gruebengletscher folgende Beobachtungen:

Gletscher

Seit unserem Besuch im 2009 hat die Gletscherzunge den Kontakt zum Gletscher verloren. Das war 2018 wegen der Schneelage nicht klar ersichtlich.
Gruebengletscher am 9.8.2019.
Gruebengletscher am 9.8.2019.
Legende:
- Innerhalb der gelben Punkte: Gruebengletscher
- Innerhalb der orangen Punkte: Toteiskegel
Gipfel: Gross Diamantstock, 3161m (links) und Hiendertelltihoren, 3179m (rechts).
Viel ist vom Gruebengletscher nicht übrig geblieben.

Schneelage

Der Gruebengletscher ist oberhalb von 2700m ü.M. noch zu ca. 60% mit Schnee bedeckt.

Toteis vor Gletscher

Das Volumen des unterhalb vom Gruebengletscher liegenden Toteises ist aktuell viel grösser als das Volumen des Gletschers selber. das Toteis wird nach und nach abschmelzen.
Gruebengletscher: Toteis am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Toteis am 9.8.2019.
Das Toteis weist eine hügelige Oberfläche auf (siehe auch Foto im obenstehenden Abschnitt) und ist mit sehr viel Geröll bedeckt. Das grosse Eisgebilde besteht aus mehreren Toteiskegeln.
Gruebengletscher: Hügelige Oberfläche des Toteises am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Hügelige Oberfläche des Toteises am 9.8.2019.
Der höchste Erhebung ist zwischen 40 und 50m hoch (Schätzung) während in den Tälchen die Eisdicke an den tiefsten Stellen > 5m (Schätzung) betragen dürfte. Das Toteis bedeckt noch eine Fläche von ca. 900 x 600m (Messung aus Luftbild von ca. 2018).

Gletschertor

Im nordöstlichsten Toteiskegel hat sich ein Gletschertor gebildet.
Gruebengletscher: Gletschertor am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Gletschertor am 9.8.2019.
Der Blick ins innerer des Toteises ist aktuell noch durch die vor dem Gletschertor liegenden Eisstücke verwehrt.
Abmessungen des Gletschertors: Breite ca. 20m, Höhe ca.8m (beides Schätzungen).

Steinschlag

Am Tag unseres Besuchs am Gruebengletscher lag die Nullgradgrenze auf 4500m und im Flachland herrschten Temperaturen von bis zu 33°. So war es nicht erstaunlich, dass wir an der Front des Toteises immer wieder herunter stürzende Steine und Felsbrocken beobachten konnten.
Grosser Felsblock rutscht von der Kante der Toteisfront in die Tiefe.
Grosser Felsblock rutscht von der Kante der Toteisfront in die Tiefe.

Foto: Daniela Oberli.
Steine lösten sich auch aus der nördlichen Seitenmoräne.

Gletschervorfeld

Das Gletschervorfeld wird von unzähligen Felsbrocken geprägt, welche dasselbe Schicksal erfahren haben wie der oben abgebildete Felsblock.
Gruebengletscher: Gletschervorfeld am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Gletschervorfeld am 9.8.2019.
Um die unzähligen Felsbrocken herum fliesst in ebenfalls unzähligen kleineren und grösseren Wasserläufen Schmelzwasser Richtung Gruebensee. Das Schmelzwasser transportiert sehr feines Sediment, welches sich ablagert um dann vom Wasser z.T. kunstvoll geformt zu werden.
Gruebengletscher: Vom Wasser geformtes Sediment im Gletschervorfeld am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Vom Wasser geformtes Sediment im Gletschervorfeld am 9.8.2019.

Saharastaub am Gruebensee

Der 'Sandstrand' war bis vor ein paar Tagen mit Schnee bedeckt. Auf dem Schnee wiederum war im Frühling Saharastaub abgelagert worden. Nach dem Schmelzen des Schnees bildete der Saharastaub auf dem 'einheimischen' Sand verschiedene Formen.
Gruebengletscher: Auf Sand abgelagerter Saharastaub am 9.8.2019.
Gruebengletscher: Auf Sand abgelagerter Saharastaub am 9.8.2019.

Vegetation

Der Bewuchs des Gletschervorfeldes ist noch recht spärlich.
Im Gletschervorfeld konnten wir mit zunehmendem Abstand vom Gletscher u.a. folgende Pflanzen mehrmals entdecken:
Moos im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Moos im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Gräser im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Gräser im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Sternblütiger Steinbrech (Lat.: Saxifraga stellaris) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Sternblütiger Steinbrech (Lat.: Saxifraga stellaris) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Breitblättriges Hornkraut (Lat.: Cerastium latifolium) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Breitblättriges Hornkraut (Lat.: Cerastium latifolium) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Alpen-Ehrenpreis (Lat.: Veronica alpina) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Alpen-Ehrenpreis (Lat.: Veronica alpina) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Säuerling (Lat.: Oxyria digyna) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Säuerling (Lat.: Oxyria digyna) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Gewöhnliche Alpenmargerite (Lat.: Leucanthemopsis alpina) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Gewöhnliche Alpenmargerite (Lat.: Leucanthemopsis alpina) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Algen im Gletscherbach im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Algen im Gletscherbach im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Alpen-Leinkraut (Lat.: Linaria alpina ssp alpina ) und kleiner Busch im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Alpen-Leinkraut (Lat.: Linaria alpina ssp alpina ) und kleiner Busch im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.

Foto: Daniela Oberli
Moosartiger Steinbrech (Lat.: Saxifraga bryoides) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.
Moosartiger Steinbrech (Lat.: Saxifraga bryoides) im Vorfeld des Gruebengletschers am 9.8.2019.

Fauna

Im Vorfeld des Gletschers konnten wir verschiedene Insekten beobachten:
Gruebengletscher: Hellgelbe Erdhummel (Lat.: Bombus lucorum) auf Felsblock im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Gruebengletscher: Hellgelbe Erdhummel (Lat.: Bombus lucorum) auf Felsblock im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Gruebengletscher: Mistbiene (Schwebebiene, Lat.: Eristalis tenax) auf Blüte im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Gruebengletscher: Mistbiene (Schwebebiene, Lat.: Eristalis tenax) auf Blüte im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Gruebengletscher: Fliege auf Blüte im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Gruebengletscher: Fliege auf Blüte im Gletschervorfeld am 9.8.2019
Weiter konnten wir im Gletschervorfeld beobachten:
- Zahlreiche Schmetterlinge der Art 'Kleiner Fuchs'.
Einer machte auf Moos Zwischenhalt und verpflegte sich.
- Weitere Schmetterlinge. 2-3 Sorten, alle deutlich weniger zahlreich.
- Spuren von Steinböcken und/oder Gämsen im sandigen Boden.
- Div. Spinnen. Eine dieser Spinnen überquerte einen kleinen Wasserlauf in sehr hohem Tempo.
Das Nahrungsangebot für Vögel ist wahrscheinlich noch zu gering.

Besonderes

Im Übergang beim Gruebensee entdeckten wir auf einer Höhe von Rund 2340m diese kleine Rottanne.
Gruebengletscher am 9.8.2019.
Gruebengletscher am 9.8.2019.
Gleich daneben ein ebenso kleiner Wacholderstrauch.
Publiziert: 15.08.2019
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